© dieter kaufmann 2018
Kinder brauchen ihre eigene Welt, also auch sichere schöne Straßen für sich
Kinder brauchen
Kinderstraßen
Kinder brauchen Platz
Kinder brauchen für ihre Entwicklung viel
Bewegung und somit sicheren Platz, zum Leben,
Spielen und Rennen, Mist machen. Dazu reicht
die Wohnung meist nicht aus. Vieles findet
draussen auf der Straße davor statt. Dort sind
Kinderlebewesen oft nicht wirklich vorgesehen.
Sie stören andere Abläufe, es ist für die Kinder
gefährlich. Sie verstehen die dort geltenden
Regeln noch nicht von alleine. So können sie sich
meist nicht ihren Möglichkeiten entsprechend
bewegen oder mit anderen spielen.
Oft werden sie auf entfernte Spielplätze
geschickt. Diese können sie alleine und
ungefährdet oft nicht erreichen. Auch ihre Kitas
oder Schulen können sie selten alleine auf
sicheren Wegen erreichen, weder zu Fuss noch
mit einem Fahrrad o.ä..
Kinder stören nur auf Auto-Straßen
Die Straßen vor Häusern in Wohngebieten sind
meistens Auto-Straßen oder maximal
verkehrsberuhigte Straßen. Sie sind für die
Lebenslogik von Erwachsenen eingerichtet, im
Extremfall sind sie reine Transportbänder für
Motorisierte. Autos, LKWs und Motorräder
Vorfahrt vor Kindern. Kinder stören die dortigen
reibungslosen und schnellen Abläufe und gelten
als eine sich selbstgefährdende Störgröße. Sie
sind auf diesen Straßen als kleine Lebewesen
einfach nicht vorgesehen.
Also brauchen Kinderstraßen, auf denen die
ihnen entsprechende Regeln gelten. Auf ihnen
sollten sie immer Vorfahrt haben, Straßen mit
Kinder-Regeln. Und diese Regeln sind eben
andere als die der Erwachsenen. Kinder sind
langsamer, unberechenbarer, lauter. Kinder
können sich oft noch nicht an Erwachsenen-
Regeln halten und geltende werden von ihnen
gebrochen. Kinder müssen noch lernen.
Kinderstraßen
Spielstraßen oder Spielstraßen-auf-Zeit machen
einen sehr guten Anfang. Sie sind rechtlich
möglich und können von Kommunen angeordnet
werden. Auf ihnen dürfen nur Autos von
Anwohnern fahren. Leider sind sie seltener als
Kinder-Spielplätze. Diese liegen meist isoliert in
den Wohngebieten. Auf Kinderspielstraßen
herrschen für die Bewegungen von Kindern
geeignete Regeln. Meist funktionieren sie gut.
Kinder schätzen sie, ihre Eltern meist auch, auch
alte und gebrechliche Menschen finden auf
diesen eine ihnen entsprechende Welt.
Kinder sind auf Kinder-Spielstraßen nicht alleine:
andere Kinder sind da, irgendein Erwachsener
sieht immer mal nach ihnen, alte Menschen mit
mehr Zeit vielleicht auch gerne, wenn sie sich
setzen können. Kinder brauchen Erwachsene,
die ab und zu nach ihnen sehen. Aber Kinder
brauchen auch Ecken, in die (im Prinzip) kein
Erwachsener reindarf. Auf Kinder-Spielstraßen
herrscht weder Vornehmen-Viertel-Friedhofsruhe
noch Autolärm-Krach. Kindergeräusche zeigen,
wer das Sagen hat. Abends ist auf ihnen meist
Ruhe. Beim Aufräumen müssen die Erwachsenen
oft helfen bzw. es kontrollieren.
Von der Kinder-Spielstraße zum
Kinderstraßennetz
Aber wie kommen Kinder alleine auf eine Kinder-
Spielstraße oder einen Spielplatz und wieder
zurück nach Hause, wenn die nicht genau in der
Straße wohnen? Es braucht Verbindungs-Straßen.
Einzelne Kinder-Spielstraßen müssen
miteinander verbunden sein. Nur so können
Kinder sie über weitere Entfernungen nutzen.
Freunde von Kindern wohnen oft nicht direkt
nebenan. Die Kinder-Spielstraßen müssen in der
Gemeinde oder im Viertel ein Netz bilden, ein
Kinder-Straßennetz. Und hierüber könnten die
Kinder auch ihre Kitas, ihre Kinderspielplätze
oder ihre Schulen sicher erreichen. Es braucht
dann keine Kinder-Mütter-Autotaxis mehr, viele
sind entlastet. Kinder bewegen sich draussen,
ganz natürlich auf dem Weg in Kitas und
Schulen, vielleicht sogar bei fast jedem Wetter,
vielleicht zu mehreren. Das wird sie gesünder
machen.
Kinder können sich gegenseitig über das
Kinderstraßennetz über weitere Entfernungen
besuchen. Das wirkt ihrer sozialen Isolierung
gerade der Einzelkinder entgegen.
Eltern können die Kinderstraßen auch benutzen,
zum Spazierengehen, zum Joggen, zum Plausch
mit Nachbarn, auch mit Alten. Dies könnte den
sozialen Zusammenhalt der Menschen eines
Viertels erhöhen und ihrer Isolierung
entgegenwirken.
Wie könnte man ein
Kinderstraßennetz machen?
Jede Kommune könnte einige Nebenstraßen auf
ihrem Gemeindegebiet zu einem verbundenen
Kinderstraßennetz umwidmen. Kinder sollten
sich darauf sicher mit ihren Möglichkeiten durch
die ganze Gemeinde bewegen können, d.h.
ungefährdet durch den Autoverkehr,
spielenderweise durch ihr ganzes Viertel bzw.
ihre Gemeinde.
Die ein Netz ergebende Straßen sollte wie
Kinderspielstraßen gehandhabt werden. Die
Umwidmung kann durch die Kommune selbst
angeordnet werden, solange keine Kreis- oder
Bundestraßen einbezogen sind. Die Bürger einer
Kommune können das in die Hand nehmen, einen
Kinderstraßennetz-Plan diskutieren und in der
Kommune verabschieden.